Die Auswirkungen meiner nun siebenjährigen systemischen Tätigkeit auf mich, meine Arbeit und die, mit denen ich zusammen arbeite, möchte ich so beschreiben:
Zunächst einmal hat diese entscheidend dazu beigetragen, dass ich mich in meiner Lehrerrolle unbeschwert fühle. Indem ich begriffen habe, dass ich permanent Teil von Systemen bin, trage ich nicht mehr die alleinige Verantwortung für das Funktionieren. Formulierungen wie „eine Klasse (nicht) im Griff haben“ verlieren ihren Sinn. Als System funktionieren wir gemeinsam und haben uns am Ende selbst „im Griff“ – und alle können profitieren.
Zweitens: Dadurch, dass es keine „wahren“ Urteile mehr gibt, haben sich meine Handlungsmöglichkeiten vervielfacht. Gedanken wie „dieser Schüler ist faul“ oder „diese Kollegin ist unfähig“ haben früher dazu geführt, Veränderungen gar nicht erst zu versuchen. Schon die kleinste Relativierung, etwa hin zu „mehr oder weniger faul“, ermöglicht es mir, die Option „weniger faul“ zu wählen und den Schüler in einem anderen Licht zu sehen. Und auch an der Kollegin entdecke ich plötzlich Fähigkeiten, für die ich bisher blind war.
Drittens: Ganz ohne „Missionierung“ verbreitet sich systemisches Denken allmählich in meiner Schule. Es haben tatsächlich Kolleg*innen zu mir gesagt: „Ich möchte das können, was du kannst.“ Und damit meinten sie diese Leichtigkeit, die die systemische Haltung z.B. selbst in schwierigste Elterngespräche zu bringen vermag. Und so wie ich selbst vor sieben Jahren von Vorbildern „angesteckt“ worden bin, haben sich inzwischen weitere Generationen auf den Weg gemacht. Indem wir unsere Haltung verändern, verändern wir Schule.